Sektorprogramm
Rohstoffe und Entwicklung
Lisa Stellner (GIZ, mitte) auf der BETD in Berlin

12.04.2022 Ohne Rohstoffe keine Energiewende – X4D auf der Berlin Energy Transition Dialogue Conference

Laut Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP sollen bis 2030 15 Millionen elektrische PKW auf deutschen Straßen unterwegs sein. Auch die Erneuerbaren Energien sollen stark ausgebaut werden. Hierfür wird eine Vielzahl an Rohstoffen benötigt. Ein konventionelles E-Auto benötigt im Schnitt 6-mal so viele Rohstoffe wie ein klassischer Verbrenner. Ohne Aluminium keine Solarzellen, ohne Kupfer keine Windräder und ohne Lithium keine Batterien. Ein vermehrter Rohstoffabbau birgt jedoch Herausforderungen für rohstoffreiche Entwicklungs- und Schwellenländer, in denen viele der Rohstoffe für Erneuerbare Energietechnologien aktuell gewonnen werden. Obwohl internationale Studien von einem Nachfrageanstieg nach bestimmten Rohstoffen um bis zu 500% bis 2050 (im Vergleich zur Produktionsmenge von 2018) ausgehen, ist es bei der Diskussion um die deutsche Energie- und Verkehrswende bisher noch nicht zu einer breiten Debatte rund um die verantwortungsvolle Gewinnung dieser Rohstoffe gekommen.

Das Sektorvorhaben „Rohstoffe und Entwicklung“ der GIZ, das im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig ist, hat dies zum Anlass genommen, dieses Thema auf einem Side Event beim diesjährigen Berlin Energy Transition Dialogue (BETD) (Externer Link) aufzugreifen. Die Veranstaltung am 31.03.2022 wurde durch einen Impulsvortrag von Lisa Stellner zum Thema „Verantwortungsvolle Rohstoffe für die Energie- und Verkehrswende“ eröffnet.

Berlin Energy Transition Dialogue Conference 2022 (BETD)

Der BETD ist eine jährlich stattfindende Konferenz, die von der Bundesregierung unter Federführung des Auswärtigen Amtes und des BMWK durch den Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE), den Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) und die Deutschen Energieagentur (DENA) ausgerichtet wird. Der BETD hat sich in den vergangenen Jahren zu einem international führenden Forum für wichtige Akteure des Energiesektors entwickelt. Hochrangige politische Entscheidungsträger*innen, Industrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft erhalten die Möglichkeit, sich über Erfahrungen und Ideen einer sicheren, bezahlbaren und umweltverträglichen globalen Energiewende auszutauschen.

Die Wanderausstellung „Energy in Transition – Empowering Tomorrow (Externer Link)

Das Side Event fand im Rahmen der Wanderausstellung „Energy in Transition – Empowering Tomorrow (Externer Link)“ statt, die aktuell von der GIZ im Auftrag des Auswärtigen Amtes umgesetzt wird. In interaktiven Stationen gibt die Wanderausstellung einen Einblick in den globalen Energiewende-Dialog aus Sicht der Politik, der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Wissenschaft. Die Ausstellung behandelt die Themen Erneuerbare Energien, Mobilität und Just Transition. Gestartet ist die Ausstellung im Mai 2021. Bisherige Stationen waren Vietnam, Russland, Litauen, die Tschechische Republik und Irland. Während des BETD war die Ausstellung eine Woche in den Räumlichkeiten des Fraunhofer ENIQ (Externer Link) zu besichtigen. Das Fraunhofer ENIQ ist ein öffentlicher Begegnungsort der Fraunhofer Energieforschung in Berlin.

Side Event „Resource Needs for the Energy Transition“

Am Donnerstag, den 31.03.2022, fand das von dem GIZ Vorhaben „Globale Energiewende Kommunikation“ gemeinsam mit dem Fraunhofer ENIQ organisierte Side Event mit dem Titel „Resource Needs for the Energy Transition“ statt. Das Sektorprogramm „Rohstoffe und Entwicklung“ wurde eingeladen, einen Vortrag zum Thema „Verantwortungsvolle Rohstoffe für die Energie- und Verkehrswende“ zu halten. Neben einer kurzen Vorstellung der prognostizierten Nachfragesteigerung nach bestimmten Rohstoffen drehte sich der Vortrag vor allem um die entwicklungspolitische Dimension der Nachfragesteigerung. Verantwortungsvoll gestaltet bietet der Rohstoffsektor den Förderländern vielfältige Chancen über die Generierung von Steuereinnahmen und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Er kann eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung und für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung spielen. Allerdings birgt der Rohstoffabbau auch viele Herausforderungen. Er muss gerecht und klimaverträglich sein. Zudem darf er nicht zu Lasten von Umwelt, Menschenrechten und Frieden erfolgen. Um dies zu gewährlisten, unterstützt die deutsche EZ in bilateralen und regionalen Vorhaben rohstoffreiche Partnerländer. Zudem setzt sie auf einen „Smart Mix“ aus gesetzlichen Bestimmungen, freiwilligen Standards, Multi-Akteurs-Partnerschaften sowie entwicklungspolitischen Begleitmaßnahmen.

Weiterer Referent war Dr. Luis Tercero Espinoza vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), der zum Thema Rohstoffnachfrage und Zirkularität referierte. Er wies darauf hin, dass die aktuelle Recyclingquote die enorme Anfrage nach Rohstoffen für die Energie- und Verkehrswende nicht decken könne und somit primäre Rohstoffförderung nach wie vor dringend notwendig sei. Diese müsse sozial und ökologisch verträglich gestaltet werden. Zudem griff er das Thema „kritische Rohstoffe“ auf und verwies darauf, dass technologische (Weiter-) Entwicklungen unbedingt in die Diskussion inkludiert werden müssten. Im Anschluss entstand eine interessante Diskussion mit den Teilnehmenden. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Marijke Welisch, der Leiterin des Fraunhofer ENIQ.

Way Forward

Um das Thema verantwortungsvolle Rohstoffe künftig stärker in dem Diskus rund um die Energie- und Verkehrswende zu verankern, wurden die Produkte des Sektorvorhabens in die Wanderausstellung mit aufgenommen. Dazu zählen beispielsweise Publikation „Rohstoffe für die E-Mobilität – Entwicklungspolitische Perspektiven“ und das Poster „7 Steps for Sustainable Lithium-Ion Batteries“. Auch mit der Leitung des Fraunhofer ENIQ wurde vereinbart, zukünftig enger bei Themen rund um die Energie- und Verkehrswende zu kooperieren und im Energiewendediskus in Deutschland die Chancen und Herausforderungen, die sich für rohstoffreiche Entwicklungs- und Schwellenländer ergeben, stets im Blick zu behalten.