Sektorprogramm
Rohstoffe und Entwicklung
Foto von Patricia Rabanye

Interview mit Patricia Rabanye (MACUA/WAMUA)

Interviewer: Vielen Dank, dass Sie heute hier sind, Frau Rabanye. Basierend auf Ihren Erfahrungen aus der Arbeit mit MACUA/WAMUA und als Bewohnerin des Townships Khutsong, das direkt von Bergbauaktivitäten betroffen ist: Was sind die größten Konfliktlinien im südafrikanischen Bergbausektor und mit welchen Problemen sehen sich die Gemeinden konfrontiert?

Ms. Rabanye: Ehrlich gesagt, als ansässige Bergbaugemeinde haben wir enorme Schwierigkeiten, vor allem, was die Beteiligung angeht. Für die Bergbauunternehmen ist es nicht von Priorität, die Bevölkerung miteinzubeziehen. Ich glaube, sie verstehen nicht, wie wichtig es ist, gewöhnliche Menschen in Entscheidungsprozesse zu beteiligen. Die Unternehmen kommen und gehen, die Mineralien werden aus unserem Gebiet abgebaut, doch unsere Umgebung spiegelt nicht wider, welcher Reichtum direkt vor unserer Haustür entnommen wurde. Der Zustand meines Townships ist katastrophal.

Hier sind große Unternehmen tätig. Das ist das Hauptproblem, mit dem wir zu kämpfen haben: Wir haben all diese großen Unternehmen, aber sie erkennen nicht, wie wichtig es ist, normale Menschen in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Genau das ist es aber, was wir uns wünschen: Gehört zu werden, mitentscheiden zu dürfen, eine Plattform zu bekommen. Doch für die Unternehmen zählt nur der Profit – und der kommt immer vor den Menschen.

Interviewer: Das ist ein guter Einstieg ins Thema und führt mich zu meiner nächsten Frage, die Ihre persönliche Geschichte betrifft. Wann haben Sie entschieden, Ihr Leben dem Kampf Ihrer Gemeinde für Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung zu widmen? Gab es einen besonderen Auslöser?

Ms. Rabanye: Der Startpunkt war, als mir klar wurde, dass ich als einfaches Gemeindemitglied ein Recht darauf habe zu wissen, was in der Bergbauindustrie vor meiner Haustür passiert. Meine Großeltern haben nie im Bergbau gearbeitet, aber ein Onkel von mir war in den 1960er-Jahren im Bergwerk beschäftigt. Diese Unternehmen kommen aus dem Ausland, aber wir als südafrikanische und ansässige Bevölkerung am Unternehmensstandort bekommen kaum Chancen im Bergbaugeschäft. Das ist eine Ungerechtigkeit, gegenüber den ansässigen Gemeinden.

Darum habe ich begonnen, mehr darüber zu lernen. Mein Onkel erzählte mir von unfairen Arbeitspraktiken. Sie mussten Zahlungen leisten, ohne zu wissen, wofür. Mit ihren Zahlungsbeiträgen wurde in Johannesburg ein Gebäude errichtet, das angeblich generationenübergreifenden Wohlstand für ihre Familien sichern sollte. Doch sie profitieren bis heute nicht davon. Für mich fühlte es sich an, als würde man ausgeraubt, ohne sich dessen bewusst zu sein – nicht nur man selbst, sondern alle, die damals im Bergbau gearbeitet haben.

Als Angehörige dieser Familien wollte ich verstehen, wie es dazu kam und wo wir als Gemeinde benachteiligt wurden. Ein weiterer Auslöser war, dass ich selbst Kinder habe, die inzwischen Jugendliche sind. Sie haben die Schule abgeschlossen, aber ich kann sie nicht weiter in eine höhere Ausbildung schicken. Die Bergbauunternehmen sollten uns gewöhnliche Gemeindemitglieder*innen (eigentlich) in solchen Situationen unterstützen und dafür sorgen, dass unsere Kinder ihr volles Potenzial ausschöpfen und ihre Träume verwirklichen können, aber sie sind nicht hier, um uns zu helfen.

Hier kam MACUA (Mining Affected Communities United in Action) ins Spiel und hat die Initiative ergriffen. Diese Organisation hat uns die Augen geöffnet und uns die Werkzeuge gegeben, um uns gegen die Ungerechtigkeiten, denen wir als Gemeinde ausgesetzt sind, zu wehren. Sie haben uns Informationen vermittelt. Das Gespräch mit ihnen hat meine Leidenschaft geweckt, denn meistens treffen wir Entscheidungen auf Grundlage unserer eigenen Überlegungen, ohne das Bewusstsein, dass wir uns erst einmal informieren müssen, um dann die richtige Entscheidung treffen zu können.

Wir müssen uns mit Bergbauunternehmen und den Menschen, die in diesen Minen arbeiten, auseinandersetzen. Selbst die CEOs dieser Minen leben nicht in Südafrika. Die Leute leben nicht mal in unseren Townships. Sie kommen nur, um Reichtum abzuschöpfen, aber nicht, um sich ein Bild davon zu machen, wie wir hier leben. Für mich war das ein persönlicher Antrieb, um noch mehr zu lernen und ja, MACUA kam und verbreitete Informationen und ich dachte: Wow, jetzt kommen wir endlich weiter.

Die richtigen Informationen zu haben, ist aus meiner Sicht ein wichtiges Hilfsmittel. Man muss nur wissen, wie und wann man sie einsetzt und bei wem man sie einsetzt. Ich habe erkannt: Wenn ich kämpfe, dann nicht nur für meine Leute, sondern auch für meine Nachbar*innen und für die ganze Gemeinde. Unsere Gemeinde wurde aufgrund mangelnder Informationen ausgenutzt, deshalb möchte ich zunächst einmal sagen: Ja, ich mache das schon seit langer Zeit, und für mich ist es immer noch eine Leidenschaft.

Zu verstehen, dass wir als Frauen ausgenutzt werden, weil wir in eine Situation gebracht wurden, in der wir akzeptiert haben, dass die Arbeit der Frauen nur im Haus stattfindet, in der Hausarbeit, und sonst nirgends. Aber ich bin überzeugt: Frauen können genauso viel wie Männer – meistens können sie es sogar besser. Es braucht keine körperliche Kraft, sondern das, was ich in meinem Bauch und in meinem Kopf habe, das Wissen, das ich besitze. Für mich ist Frauenförderung etwas sehr Mächtiges. Es gibt ein Sprichwort, das besagt: Wenn man eine Frau unterrichtet, unterrichtet man eine Nation, aber wenn man einen Mann unterrichtet, unterrichtet man ein Individuum.

Interviewer: Welche Rolle spielen Frauen aus Ihrer Gemeinde im Bergbau? Und wenn sie dort arbeiten, stoßen sie auf geschlechtsspezifische Diskriminierung oder besondere Herausforderungen?

Ms. Rabanye: Ja, wir haben Frauen, die im Bergbau beschäftigt sind – und sie haben es sehr schwer. Die meisten von ihnen waren froh und gespannt, als sie hörten, dass ich nach Paris gehen würde, und sie haben gesagt: „Könntest du auch die Geschichten von uns Frauen, die in diesen Unternehmen arbeiten, erzählen? Denn wir Frauen werden oft ausgenutzt.“ Jedes Mal, wenn sie mich treffen, sagen sie mir: „Wenn jemand eine berufstätige Frau aus dieser Branche interviewen möchte, zögern Sie nicht, ich stehe zur Verfügung. Ich kann Ihnen alles sagen.“ Das höre ich immer wieder.

Das Schmerzhafteste ist: Viele Frauen mussten sich selbst erniedrigen, um überhaupt eine Stelle zu bekommen. Sie mussten vergessen, wer sie sind. Die meisten Frauen, die in der Bergbauindustrie arbeiten wollen, finden in der Regel eine Stelle, aber dann wird ihnen gesagt, dass sie sich diesen Platz für 10.000 ZAR (ca. 490 EUR) kaufen müssen. Und wenn sie dann feststellen, dass sie diese 10.000 ZAR nicht haben, werden ihnen zwei Angebote gemacht: „Entweder du zahlst 10.000 ZAR oder du schläfst mit mir, um aufgenommen zu werden.“ Und da sie kein Geld haben, wägen sie nun die Optionen ab: Wenn ich das nicht tue, leidet meine Familie weiter und ich werde nirgendwo anders eine Chance bekommen. Außerdem droht die Person, meine Daten an Leute aus anderen Unternehmen weiterzugeben und zu sagen: „Wenn diese Person sich bei Ihrem Unternehmen bewirbt, stellen Sie sie nicht ein.“ Die Frauen werden auf eine Blacklist gesetzt, was dazu führt, dass die Frauen irgendwann resignieren und sagen: „Okay, ich kann mit dir schlafen.“

Die meisten von ihnen haben das letztendlich auch getan. Einige tun es immer noch, obwohl sie weiterhin angestellt sind. Sie können sich nicht aus der Abmachung lösen, weil ihnen gedroht wird: „Wenn du mir nicht gibst, was ich brauche, wirst du am Ende vorgeführt und entlassen oder vielleicht suspendiert, weil du nicht tun willst, was ich von dir verlange.“

Sexuelles Fehlverhalten ist eines der Dinge, mit denen die Frauen täglich konfrontiert sind. Auch Beförderungen sind daran geknüpft. Es zählt nicht, ob du als Frau kompetent bist, das Unternehmen voranbringen oder dich weiterentwickeln willst. Darum geht es nicht. Es geht nur darum, dass du eine Frau bist. Du musst dich hinlegen und einen Mann das tun lassen, was Männer mit Frauen tun, und dann wirst du befördert. Manche machen das. Sie nehmen diese Angebote an. Du bekommst eine Position, aber trotzdem bist du auf dem Abstellgleis. Du wirst nichts Sinnvolles tun. Die Männer treffen die Entscheidungen und du bist nur das Gesicht, dass diese Entscheidungen mitträgt. Jeder in der Bergbauindustrie weiß das.

Das ist ein Problem, zumal Frauen in der Bergbauindustrie keine Aufstiegsmöglichkeiten haben. Sie dienen lediglich als Marionetten, weil man sie dort braucht. Die Gesetzgebung schreibt eine Quote von 50:50 vor und unsere Regierung fordert mehr Frauen in Führungs- und leitenden Positionen. Nur aus diesem Grund werden sie dort eingesetzt. Für Frauen im Bergbau ist es schwierig, sich zu outen und die Wahrheit darüber zu sagen, wie es dazu gekommen ist, dass sie in diesen Positionen gelandet sind. Und für diejenigen, die noch auf den unteren Ebenen tätig sind, ist es auch schwierig, überhaupt Ambitionen zu haben, in Führungspositionen zu gelangen, weil sie das Gefühl haben, dass andere Frauen sie kleinhalten und nicht wollen, dass sie aufsteigen, aber das ist nicht der Fall. Diese Frauen tun das, um sie zu schützen, weil sie nicht wollen, dass sie das erleben, was ihnen selbst widerfahren ist. Denn manche Frauen begehen nach solchen Erfahrungen Suizid.

Und als Frau, die das erlebt hat, hat man gewissermaßen das Bedürfnis, andere Frauen zu beschützen. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass wir unsere Frauen aufklären und sicherstellen, dass sie verstehen, worauf sie sich einlassen.

Eine Freundin von mir arbeitet als systemrelevante Kraft im Bergbau. Sie beschwert sich immer darüber, dass das Unternehmen Frauen nicht respektiert, und erzählte mir: „Wir arbeiten zwölf Stunden am Tag unter Tage, ohne etwas zu essen zu bekommen, und sie erlauben uns nicht mehr, Essen und Wasser mit nach unten zu nehmen, weil wir dort möglicherweise auf illegale Bergleute treffen könnten. Zwölf Stunden und mein Gesundheitszustand – ich halte das nicht mehr aus, aber ich kann auch nicht kündigen, weil ich zwei kleine Söhne habe, die noch zur Schule gehen.“ Neben sexuellem Missbrauch ist das eine andere Form des Missbrauchs. Das Unternehmen selbst missbraucht Frauen (hier bezieht sie sich auf Arbeitsrechtsverletzungen) in einer Weise, wie es nicht sein sollte. Wenn es in diesem Bergwerk ein Problem mit illegalen Bergleuten gibt, sollte es andere Mechanismen geben, um dieses Problem zu lösen, ohne die Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter*innen aufs Spiel zu setzen.

Interviewer: Sie haben die Kleinbergarbeiter*innen erwähnt. Sind Frauen auch in diesem Bereich aktiv?

Ms. Rabanye: Ja, Frauen gibt es überall. Es gibt keinen Ort, an dem man keine Frauen findet. Wir sind überall. Auch im Kleinbergbau sind Frauen aktiv. Meist arbeiten sie aber nicht unter Tage, sondern an der Oberfläche, weil die verlassenen Schächte unsicher sind. Nur Männer dürfen unter Tage gehen. Frauen arbeiten in der Regel nur an der Oberfläche, weil sie Angst haben, unter Tage zu arbeiten. Sie wissen, dass diese verlassenen Schächte nicht sicher sind und dass auch der Weg hinein nicht sicher ist. Sie ziehen es vor, an der Oberfläche zu arbeiten. Trotzdem wächst die Zahl der Frauen in diesem Bereich.

Die Branche wird nicht verschwinden, auch wenn sich unsere Regierung bislang weigert, den Sektor zu legalisieren. Dabei sind nicht nur Ausländer*innen im illegalen Zama Zama (wörtl. „ein Risiko eingehen“; Bezeichnung für illegalen Bergbau), wie sie es nennen, tätig, sondern auch viele Südafrikaner*innen aus den Gründen, die ich heute angesprochen habe.

Gerade weil wir als ansässige Gemeinden kaum Chancen im formellen Bergbau haben, bleibt für viele nur der Einstieg in den Kleinbergbau. Deshalb hoffe ich, dass der Staat diesen Sektor endlich legalisiert. Es ist schwierig, eine Anstellung zu finden, wenn man Teil der ansässigen Gemeinden am Standort dieser Unternehmen ist. Daher nutzen die Menschen ihre Erfahrungen, um sich im Kleinbergbau zu engagieren. Wir hoffen daher, dass sich die Regierung die Zeit nimmt, diesen Sektor zu legalisieren. Er wächst rasant. Selbst hier in Khutsong gibt es Zama Zama. In Südafrika gibt es in jeder Bergbaugemeinde Zama Zama, und auch Frauen sind daran beteiligt.

Interviewer: Nun haben wir von den Problemen der Frauen im Bergbau gehört. Mich interessiert: Welche Rolle spielen Frauen im zivilgesellschaftlichen Widerstand gegen Ungerechtigkeiten im Bergbausektor?

Ms. Rabanye: Wie ich bereits erwähnt habe, ist WAMUA (Women Affected by Mining United in Action) unsere Frauenorganisation innerhalb von MACUA. Unser Ziel ist, dass Frauen ihr Leben selbst in die Hand nehmen – nicht nur als Mütter, Tanten oder Großmütter, sondern als Führungspersönlichkeiten. Denn das Wichtigste ist Information. Bildung ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass Frauen sich emanzipieren. Sie sollen sich der Macht bewusstwerden, die sie innehaben. Daran arbeiten wir bei WAMUA kontinuierlich.

Wir bilden uns gegenseitig weiter. Dabei vermitteln wir Wissen darüber, was gute Führung bedeutet, was man als Einzelner und was man als Führungskraft erreichen möchte. Als WAMUA und MACUA wünschen wir uns mehr Frauen in Führungspositionen. Nicht nur in der Organisation, sondern auch in der Gemeinde. In unseren kommunalen Ämtern hoffen wir auf Frauen, die die Initiativen der Gemeinde verstehen und unterstützen. Wir möchten sicherstellen, dass Frauen auch in Bergbauunternehmen eine Plattform erhalten. Und zwar nicht nur Plattformen, sondern auch als Mitgestalterinnen von Institutionen. Es reicht nicht, dass Frauen in Meetings ein paar Worte sagen dürfen, ohne dass es Folgen hat. Wir brauchen echte Beteiligung, ernstgemeinte Mitsprache und Frauen, die verstehen, wie wichtig es ist, eine Führungsposition zu übernehmen, die verstehen, was Führung bedeutet.

Interviewer: Ein sehr wichtiger Punkt. Frauen dürfen nicht nur symbolisch einbezogen werden. Kommen wir zu Ihrer Teilnahme am OECD-Forum in Paris, wo Sie auf dem Panel „Safeguarding Women's Rights in Mineral Supply Chains: Insights from South Africa“ gesprochen haben. Wie kam es dazu, und wie waren die Reaktionen im Nachhinein?

Ms. Rabanye: Einige Reaktionen habe ich erwartet, andere nicht. Von meiner Lokalverwaltung hätte ich ehrlich gesagt kein Feedback erwartet. Als ich zurückkam, kamen viele auf mich zu und sagten: „Wow, wir haben deine Videos gesehen. Wir haben deine Präsentationen gesehen. Das war gut, das war gut.“ Einige waren glücklich, andere waren gespannt, wie sich alles weiterentwickeln würde. Manche waren verärgert, weil sie das Gefühl hatten, ich hätte sie dort bloßgestellt.

Es war überraschend, aber auch erfüllend. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass sich durch meine weitere Arbeit etwas zum Wohle meiner eigenen Gemeinde und anderer Gemeinden in diesem Land verändern kann. Kurz nach meiner Rückkehr, am Tag der nationalen Wahlen, traf ich mich mit meinem Bezirksrat und dachte mir: Okay, mal sehen, was passiert. Zum jetzigen Zeitpunkt sind etwa drei Senklöcher saniert worden. Das erste war jenes, von dem ich gesprochen habe und das ich bei der OECD gezeigt hatte. Das andere befindet sich zufällig direkt daneben, zwei Blocks davon entfernt. Und das dritte wurde gerade neben einer Grundschule in meiner Nachbarschaft saniert. Das hatte ich nicht erwartet, aber ich hatte darauf gehofft. Und ich bin froh darüber. Obwohl ich Bedenken hatte, werden wir sehen, wie es weitergeht. Wir hoffen, dass die Regierung in Zukunft alle Senklöcher in unserer Gemeinde sanieren wird.

Ich bin dankbar dafür, dass ich die Gelegenheit hatte, nach Paris zu reisen und meine Geschichte und die Geschichte meiner Gemeinde zu erzählen, denn sonst hätten wir tatenlos zugesehen, wie diese Senklöcher immer weiter aufklaffen. Was auch immer in Paris passiert ist, hat meiner Gemeinde Hoffnung gegeben, dass es immer jemanden geben wird, der bereit sein wird, uns in diesem Kampf als Gemeinde zu unterstützen. Ich möchte erwähnen, dass es Fortschritte bei der Sanierung der Senklöcher gegeben hat und dass die Stadtverwaltung sich verpflichtet hat, die undichten Abwasser- und Wasserleitungssysteme zu reparieren, um so ebenfalls zur Instandhaltung der Gemeinde beizutragen.

Interviewer: Wenn Sie in die Zukunft blicken: Was sind Ihre Wünsche und Empfehlungen? Welche Schritte sollten Bergbauunternehmen, Regierung und Zivilgesellschaft unternehmen, um die Rechte von Frauen und Gemeinden zu stärken?

Ms. Rabanye: Mein Wunsch und mein Rat an unsere Regierung ist, dass sie und die Bergbauunternehmen endlich erkennen, dass sie keine Entscheidungen für uns treffen können, ohne uns einzubeziehen. Sie können nicht für uns als Gemeinden entscheiden, was wir brauchen, wenn sie nicht in dieser Region und in dieser Gemeinde leben. Ich hoffe, dass sie uns in Zukunft die Möglichkeit geben, mit am Tisch zu sitzen, uns anhören, zuhören und uns selbst entscheiden lassen, was wir brauchen. Der Satz „eine Regierung für das Volk, durch das Volk“ – ist bei uns bisher nur ein Mythos. Meine Gemeinde und ich wünschen uns, dass die Regierung gelegentlich einen Schritt zurücktritt und sich nicht zwischen uns und die Bergbauunternehmen stellt, sondern die Unternehmen kontrolliert und zur Rechenschaft zieht.

Das Bildungssystem in Südafrika befähigt die jungen Menschen nicht und bereitet sie nicht auf die Arbeitswelt vor, weil es lediglich eine theoretische Ausbildung bietet. Es fehlt an Praxisnähe. Wenn wir die Gelegenheit dazu bekommen, werden wir diese Themen im Rahmen eines Runden Tisches ansprechen und darüber entscheiden. Wir sind der Meinung, dass wir mehr Fachhochschulen und Technische Universitäten brauchen, um sicherzustellen, dass unsere jungen Menschen nach ihrem Eintritt in das Bildungssystem auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können, eine Anstellung finden und ihr eigenes Unternehmen gründen können, damit es Unternehmer*innen gibt und all das. Wir hoffen, dass wir dafür sorgen können, dass ein*e Fünfjährige*r einen Laptop und einen Computer zu Hause benutzen kann und wir Zugang zum Internet haben. Das ist etwas, wofür wir uns stark machen müssen. Ich wünsche mir, dass die Regierung uns als Gemeinden die Möglichkeit zu einem Runden Tisch gibt, damit wir über unseren Standpunkt als Gemeinden entscheiden können.

Mein eigener Sohn ist 15 Jahre alt, hat gerade die Schule beendet, aber er kann nicht mit einem Laptop arbeiten, weil wir keinen besitzen und ihm die Kenntnisse dazu fehlen. Wenn die Unternehmen zu uns kommen und sich mit uns an einen Tisch setzen würden, um über solche Dinge zu sprechen, könnten sie im besten Interesse unserer Gemeinden handeln. Deshalb fordere ich: Lasst uns mitreden, lasst uns unsere Bedarfe teilen und sorgt dafür, dass Technologie, Bildung und Chancen in unsere Gemeinden kommen. Technologie ist ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung einer Gemeinde. Sie hat einen großen Einfluss. Selbst die Kommunikation zwischen uns heute läuft über Technologie, wenn wir diese nicht nutzen können, werden wir als Land nicht wachsen - werden als Individuen nicht wachsen. Ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändern wird. Vielen Dank.

Interviewer: Vielen Dank, Frau Rabanye, für dieses ausführliche Gespräch. Es hat eindrücklich die Hürden aufgezeigt, mit denen von Bergbau betroffene Gemeinden (und insbesondere Frauen) in Südafrika konfrontiert sind.