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15.09.2021 X4D goes IAA Mobility
Die IAA mit neuem Konzept an neuem Ort
Die IAA gilt als die größte Messe im Automobilsektor und ist 2021 mit überarbeitetem Konzept als IAA Mobility (Externer Link) am neuen Standort München gestartet. Die IAA versteht sich nicht mehr als klassische Fahrzeugmesse, sondern als Mobilitätsplattform und Dialogforum zugleich. E-Mobilität ist ein besonderer Schwerpunkt der Messe. Daher spielen auch die notwendigen Voraussetzungen für E-Mobilität, wie Stromspeicher und Batterien, sowie die Frage nach den dafür benötigten Rohstoffen im Rahmen des Messekonzepts eine Rolle. Für die Nachhaltigkeit im Verkehrssektor ist nicht nur der Einsatz von erneuerbaren Energien entscheidend, sondern auch die Frage, wie die notwendigen Rohstoffe für die neuen Technologien gewonnen und beschafft werden. Dabei drängen sich folgende Fragen auf: Wie nachhaltig kann Elektromobilität sein, wenn ein durchschnittliches Elektrofahrzeug 6-mal so viele Rohstoffe wie ein herkömmlicher Verbrenner benötigt? Was bedeuten die neuen Herausforderungen für rohstoffreiche Entwicklungs- und Schwellenländer, in denen ein Großteil der Rohstoffe abgebaut wird?
X4D diskutiert mit Gästen zu verantwortungsvollen Rohstofflieferketten
Auf diese und weitere Fragen wollte das Sektorprogramm „Rohstoffe und Entwicklung“ (SP RuE) in einer hybriden Veranstaltung am 09.09.2021 in München aufmerksam machen. Gleich zu Beginn der Veranstaltung machte Lena Stiller von der TUMI Initiative deutlich: „Neben einem veränderten Mobilitätsverhalten brauchen wir so schnell wie möglich die Verkehrswende. Nur so können wir die Verringerung von THG-Emissionen im Kampf gegen den Klimawandel erreichen. E-Mobilität hat über die Lebensdauer deutlich niedrigere Emissionen als die herkömmliche Verbrennertechnologie. Zentrale Herausforderung der E-Mobilität ist jedoch nach wie vor die Versorgung mit verantwortungsvoll geförderten Rohstoffen.“
Im Anschluss gab das SP RuE einen Überblick über die Chancen und Herausforderungen der steigenden Rohstoffnachfrage für Entwicklungs- und Schwellenländer und stellte die Inhalte der kürzlich erschienenen Publikation des SPs „Rohstoffe für die E-Mobilität - Entwicklungspolitische Perspektiven“ vor. Laut International Energy Agency (Externer Link) könnten bis 2030 weltweit 145 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein. Obwohl nur so die internationalen Klimaschutzziele erreicht werden können, darf der Rohstoffbedarf und vor allem die Herkunft der Rohstoffe nicht aus den Augen gelassen werden. Für die Herstellung eines durchschnittlichen Elektroautos werden 6-Mal so viele Kilogramm Minerale benötigt wie für einen Verbrenner. E-Autos haben einen höheren Bedarf an Kupfer, Lithium, Nickel, Mangan, Kobalt, Graphit, Zink und seltenen Erden, wohingegen ein konventionelles Auto nur einen Bruchteil des Kupfers und Mangans benötigt. Auch die Weltbank geht entsprechend von einem Nachfrageanstieg bei Rohstoffen für erneuerbare Technologien wie beispielsweise der Batterierohstoffe Lithium, Graphit und Kobalt von bis zu 500 % bis 2050, verglichen mit dem Produktionsniveau von 2018, aus.
„In der Andenregion liegen große Lithium- und Kupfervorräte“, sagte Nicolas Maennling, Leiter des regionalen Rohstoffprojekts Regionale Kooperation zur nachhaltigen Gestaltung des Bergbaus in den Andenländern (MinSus) (Externer Link). Doch bei der Förderung dieser Rohstoffe gibt es verschiedene regionalspezifische soziale und ökologische Herausforderungen (z.B. die teilweise noch unklaren Auswirkungen auf den Wasserhaushalt des Lithiumabbaus, sowie der hohe Energieverbrauch bei der Kupferförderung), die von einer aktiven Zivilgesellschaft in die Öffentlichkeit getragen werden und denen sich der Bergbau sowie die Industrie stellen müssen.
Dr. Roland Gauß, Head of Innovations und Business Intelligence beim europäischen Institute für Innovationen und Technologie für Rohstoffe (EIT RawMaterials (Externer Link)), ging u. a. auf Bedeutung einer Kreislaufwirtschaft ein, die auf EU-Ebene mittelfristig die Abhängigkeit von Rohstoffimporten verringern soll. Derzeit bestehe eine noch zu große Abhängigkeit von Akteuren wie China. Zum Beispiel besteht bei Seltenen Erden eine Abhängigkeit von über 80 % von China. Um dieser Abhängigkeit zu entgegnen und auf die steigende Nachfrage zu reagieren, hat die EU den EU Critical Raw Materials Action Plan aufgesetzt. Dabei wird u. a. auf einen verantwortungsvollen Rohstoffbezug mit strategischen internationalen Richtlinien gesetzt.
Einen Mitschnitt der Veranstaltung finden Sie hier:
BM Müller erkundigt sich nach der Bedeutung verantwortungsvoller Rohstofflieferketten für die E-Mobilität
Auch der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Gerd Müller nahm sich zu Beginn der Messe Zeit den GIZ-Stand zu besuchen. Dabei unterstrich BM Müller die Wichtigkeit der bilateralen und regionalen Rohstoffvorhaben im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Sie trügen dazu bei, die Partnerländer bei der Erreichung der Ziele der Agenda 2030 zu unterstützen. Dies könne nur gelingen, wenn auch die lokale Bevölkerung vor Ort vom Rohstoffabbau profitieren könne. Das könne z. B. durch lokale Wertschöpfung, Transparenz sowie faire Löhne erreicht werden. Darüber hinaus sollte der Rohstoffabbau umwelt- und klimaverträglich sein.
Auf der IAA Mobility hat sich gezeigt: Die Weichen für eine nachhaltige Mobilitätswende sind gestellt. Wichtig ist jedoch, faire Rohstofflieferketten zu schaffen und dabei die Aufmerksamkeit auf das entwicklungspolitische Potenzial verantwortungsvoll abgebauter Rohstoffe zu lenken. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg: Vom Abbau, über die Weiterverarbeitung, zur Produktion, aber auch im Produktdesign bis hin zum Recycling müssen die Akteure zukünftig enger zusammenarbeiten.
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an Lisa Stellner (Externer Link) oder Johannes Lohmeyer (Externer Link).