Sektorprogramm
Rohstoffe und Entwicklung

Menschenrechte Internationaler Tag gegen Kinderarbeit

Mit dem Internationalen Tag gegen Kinderarbeit am 12. Juni soll jedes Jahr darauf aufmerksam gemacht werden, dass weltweit noch immer viele Kinder und Jugendliche arbeiten müssen, oftmals unter ausbeuterischen Bedingungen. Die Bekämpfung von Kinderarbeit fällt unter das Ziel 8.7 der Agenda für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Externer Link) und gehört zu den Prioritäten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Einen besonderen Fokus legt das BMZ dabei auf Kinderarbeit unter gesundheitsschädlichen und gefährlichen Bedingungen, die u.a. auch im Bergbau vorherrschen.

Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind 152 Mio. Kinder im Alter zwischen 5 und 17 Jahren - dies sind rund 10 % aller Kinder weltweit - von Kinderarbeit betroffen. 73 Mio. Minderjährige arbeiten unter gesundheitsschädlichen und gefährlichen Bedingungen, davon ca. eine Mio. Kinder im Bergbau.

Kinderarbeit im Bergbau besonders kritisch
Kinderarbeit ist zum Beispiel beim Abbau von Glimmer (engl.: Mica) weit verbreitet. Glimmer wird unter anderem in der Kosmetik- sowie in der Automobilindustrie verarbeitet, beispielsweise zur Herstellung von Autolacken, mechanischen Bauteilen, Schmierstoffen und Elektrik- und Elektronikteilen. Die größten Vorkommen liegen in Indien. 25% der weltweiten Glimmerproduktion findet hier statt, vorrangig illegal und informell. Die Kinder brechen das Gestein, sortieren und klassieren das Rohgut zu verkaufsfähigen Glimmer-Produkten und fungieren als Lastenträger. Das Einatmen des Staubs kann zu Atemwegsproblemen führen. Zusätzlich befinden sich die Kinder in einem Arbeitsbereich, in dem durch Steinschlag und den Einsatz schwerer Maschinen zusätzliche Gefahren existieren.

Die meisten Kinder arbeiten im artisanalen oder Kleinbergbau. In diesen Minen besteht ein besonders hohes Risiko, da sie oft informell sind und somit auch keinen Kontrollen unterzogen werden. Die Kinder verrichten in den Minen unterschiedliche Tätigkeiten wie Grabungen, Arbeiten in Schächten oder das Sortieren und Waschen von Mineralen. Darüber hinaus sind sie auch in Handel und Verkauf aktiv. Die Gefahren der Arbeit sind neben Atemwegsproblemen auch Unterernährung und ein erhöhtes Krankheitsrisiko (insbesondere lebenslange Knochen- und Haltungsschäden können vermehrt auftreten). Zusätzlich sind die Kinder einer besonderen psychischen Belastung sowie einem erhöhten Risiko sexueller und physischer Übergriffe ausgesetzt. Die Arbeit in Schächten birgt ein besonders hohes Risiko für tödliche Verletzungen.

Fokus Covid-19 und Kinderarbeit
Für den Bergbausektor prognostizieren Expert*innen einen Anstieg der Kinderarbeit als eine Folge der COVID-19 Pandemie. Der Ausbruch der Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen treffen zahlreiche BMZ-Partnerländer schwer. Viele Familien geraten unter großen wirtschaftlichen Druck und sind zunehmend auf finanzielle Unterstützung durch ihre Kinder angewiesen. Zudem können sie die Ausbildung ihrer Kinder nicht weiter finanzieren. Es ist davon auszugehen, dass Kinder vermehrt arbeiten müssen, um ausfallende Arbeitskraft und Einkommen von Familienangehörigen zu kompensieren.

Hinzu kommt die Sorge, dass bisher erzielte Fortschritte bei Aufbau und Umsetzung von Sorgfaltspflichten-Maßnahmen und Zertifizierungssystemen im Bergbausektor, die u.a. Kinderarbeit aus Rohstofflieferketten adressieren, zunichte gemacht werden könnten. So können Monitoring-Aktivitäten und Audits derzeit vielerorts nicht durchgeführt werden. Gleichzeitig ist eine Ausbreitung illegaler Lieferketten und eine zunehmende Aktivität bewaffneter Gruppen zu beobachten.

Maßnahmen gegen Kinderarbeit
Das BMZ und das Sektorprogramm Rohstoffe und Entwicklung (SP) werden auch weiterhin verantwortungsvolle Rohstofflieferketten fördern und ausgestalten. Dabei setzt sich das SP dafür ein, die Nachhaltigkeit vergangener Bemühungen sicherzustellen. Eine Möglichkeit, der Kinderarbeit im Bergbausektor zu begegnen, ist die Umsetzung von Mindeststandards. Das BMZ unterstützt internationale Prozesse, welche die Entwicklung und Umsetzung anerkannter Mindeststandards in verschiedenen Bereichen, wie z.B. Arbeitsschutz, fördern. Hierzu gehören im Rohstoffsektor die OECD-Leitsätze (Externer Link) für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten oder die EU-Verordnung zu Konfliktmineralien. Im Rahmen dieser werden auch Kinderrechte im Allgemeinen und das Verbot von Kinderarbeit im Konkreten adressiert. In Bergbauländern unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit die Professionalisierung des artisanalen Bergbaus und die Stärkung der Anwendung von internationalen und nationalen Standards sowie Zertifizierungsmechanismen. Dies soll die Menschenrechtssituation in Hinblick auf u.a. Kinderarbeit verbessern.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Shari Leinen. (Externer Link)