Sektorprogramm
Rohstoffe und Entwicklung

Fachworkshop Intersektorale Zusammenarbeit für nachhaltige Rohstofflieferketten

Blutdiamanten, Kinderarbeit, Umweltschäden. Sowohl die Automobilindustrie als auch die Rohstoffwirtschaft sieht sich diesen Vorwürfen ausgesetzt. Für Unternehmen wird es zunehmend wichtiger, ihre Rohstofflieferketten verantwortlich zu gestalten. Besonders die Automobilbranche ist gegenwärtig unter Handlungsdruck. Allerdings ist das keine einfache Aufgabe, denn die Liefer- und Wertschöpfungsketten sind komplex und vielschichtig, besonders wenn der Rohstoffabbau in Ländern mit schwachen Regierungsstrukturen oder in Krisenregionen stattfindet. Umwelt- und Sozialstandards sowie multi-sektorale Zusammenarbeit von öffentlichem Sektor, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind die zentralen Handlungsansätze für den verantwortungsvollen Rohstoffbezug.

Diese Thematik stand im Mittelpunkt eines eintägigen Fachworkshops, den das Sektorprogramm Rohstoffe und Entwicklung im Auftrag des BMZ am 17. Oktober 2018 in der GIZ Repräsentanz in Berlin zusammen mit der Univerisität Queensland (Australien) veranstaltete. Der Workshop mit Titel „From Mine to Car: Towards Greater Participation, Impact and Interoperability of Supply Chain Standards for Minerals and Metals“ brachte Expert*innen einschlägiger Nachhaltigkeitsinitiativen in intersektoralen Austausch mit der deutschen Automobilindustrie, internationalen NROs, Forschungseinrichtungen und Entwicklungszusammenarbeit.

Mit besonderem Fokus auf die Automobilindustrie diskutierten die ca. 50 Workshopteilnehmenden über gegenwärtige Herausforderungen bei Umsetzung und Wirkungsmessung von Nachhaltigkeitsstandards im Rohstoffsektor. Ausgangspunkt war dabei die Sorge um das starke Anwachsen von unterschiedlichen Standards und Initiativen für die verschiedenen Metalle und Minerale, die zu großer Unübersichtlichkeit des Sektors führt. Besonderer Augenmerk wurde auf das Zusammenspiel unterschiedlicher Standardinitiativen sowie die Beteiligung von besonders betroffenen Gruppen wie indigenen Bevölkerungen gelegt. Die thematische Spanne der Agenda reichte dabei von Regulierungsfragen über Monitoring und Evaluierung bis hin zu konkreten Fragestellungen wie z.B. der Wiederaufforstung von Bergbaustätten unter Berücksichtigung indigener Interessen.

Grundlage für die Diskussionen war die Vorstellung dreier Forschungsprojekte, die das Sektorprogramm zusammen mit der University of Queensland (Externer Link); der Dachorganisation für Nachhaltigkeitsstandards ISEAL (Externer Link); sowie der Aluminium Stewardship Initiative (Externer Link) (ASI), einer Nachhaltigkeitsinitiative mit Modellcharakter, im letzten Jahr durchgeführt hat.

Die Forschungsprojekte, deren hohe Aktualität, Relevanz und Qualität von den Teilnehmenden gelobt wurde, beschäftigten sich mit den Themen „Interoperabilität“ und Beteiligung. Konkret ging es darum, wie die Zusammenarbeit und Verzahnung der diversen Nachhaltigkeitsinitiaitiven besser gelingen und eine effiziente Umsetzung gewährleistet werden kann. Wichtig ist dabei auch der Blick auf die ganz konkreten und bodenständigen Anliegen der zu schützenden Bevölkerungsgruppen im direkten Umfeld des Bergbaus. Ein Vertreter des Indigenous Peoples Advisory Forum (IPAF) (Externer Link), einem Beratungsgremiums der Aluminium Stewardship Initiative (Externer Link), nutzte während des Workshops die Gelegenheit, indigene Sichtweisen anschaulich in die Diskussion einzubringen.

Konsens bestand darüber, dass die Vielzahl der Nachhaltigkeitsinitiativen und die Komplexität der Materie eine informierte Teilnahme an der notwendigen Diskussion zu Umwelt- und Sozialstandards erschweren. Insofern müssen Anstrengungen unternommen werden, um diese Wissenslücke zwischen Expert*innen und Nutzer*innen zu schließen. Daneben muss weiterhin informierter Dialog zwischen den Initiativen gefördert werden, um Unübersichtlichkeit und Bürokratie zu reduzieren und die wirksame Umsetzung zu gewährleisten. Für die Handhabbarkeit und Wirksamkeit des Sektors ist unbestritten, dass die einzelnen Standards und Initiativen (sowie ihre Nutzer*innen) weitere Anstrengungen zur engeren Zusammenarbeit bzw. „Interoperabilität“ zwischen ihnen unternehmen müssen. Konkret bedeutet dies, dass Netzwerkbildung, Informationsaustausch und Förderung von intersektoraler Zusammenarbeit in Zukunft weiter gestärkt werden muss.

Der Entwicklungszusammenhang kommt hier eine wichtige Rolle zu. Positiv fiel auf, dass während des Veranstaltung mehrere Akteure Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem Sektorprogramm formuliert haben. Dazu gehören die Nachhaltigkeitsinitiative der Automobilindustrie, Drive Sustainability, das niederländische Außenministerium sowie die European Partnership for Responsible Minerals (Externer Link) (EPRM), einer Begleitmaßnahme zur EU-Verordnung über Konfliktmineralien (Externer Link). Für das Sektorprogramm entstehen hier spannende neue Handlungsfelder.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Christina Ankenbrand. (Externer Link)