Sektorprogramm
Rohstoffe und Entwicklung

Gleichberechtigung der Geschlechter Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt im Bergbau in Afrika

Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt (SGBV) ist eine Menschenrechtsverletzung und ein globales Problem, das Frauen, Männer, Mädchen und Jungen auf der ganzen Welt betrifft. SGBV umfasst physisch oder psychisch schädigende Handlungen, die gegen den Willen einer Person begangenen werden und häufig auf geschlechtsspezifischen Normen und ungleichen Machtverhältnissen beruhen. Entscheidend für das Verständnis von SGBV ist das Konzept der Geschlechterverhältnisse. Genauer gesagt, Formen von Machtverhältnissen zwischen Frauen und Männern in einer Gesellschaft.

Die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter (SDG 5) ist ein Qualitätsmerkmal der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) setzt sich aktiv für die Gleichberechtigung der Geschlechter im Rohstoffsektor ein. Als Teil der Multi-Akteurspartnerschaft Women`s Rights & Mining (Externer Link) (WRM) arbeitet das BMZ daran, die wichtigsten Interessensgruppen im Bergbausektor zu einer stärkeren Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit zu bewegen und die Rechte der Frauen und Mädchen im Bergbau zu stärken. Das Sektorprogramm Rohstoffe und Entwicklung hat gemeinsam mit der WRM im Auftrag des BMZ eine Studie veröffentlicht, die sich mit dem Thema sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt im Bergbausektor in Afrika auseinandersetzt.

In der Studie Sexual and Gender-Based Violence in the Mining Sector in Africa (Externer Link)- Evidence and Reflections from the DRC, South Africa, Tanzania & Uganda“ (Externer Link),werden mögliche Schnittstellen und Ursachen von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt und dem Bergbausektor untersucht.Darüber hinaus werden die Zusammenhänge von SGBV mit aktueller Gesetzgebung, Politik und Praxis in den vier Ländern analysiert und entsprechend dargestellt.

Wichtigste Studienergebnisse:

Grundsätzlich gilt: Bergbau allein bedingt keine sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt. Die Studie geht kommt zu dem Ergebnis, dass die strukturellen Veränderungen, die der Bergbau in einem Gebiet mit sich bringt - sei es durch erhöhte Geldflüsse oder Arbeitsmigration - zu einem erhöhten SGBV-Risiko führen können. Viele Gemeinden weisen grundlegende Ungleichheiten auf, die allerdings bereits vor dem Beginn von Bergbauaktivitäten bestehen. Somit hat der Bergbau einen verschärfenden, verstärkenden oder verändernden Effekt auf SGBV.

Wie äußert sich SGBV für Frauen in verschiedenen Rollen im Bergbausektor?

  • Im industriellen Großbergbau (LSM) ist sexuelle Belästigung die Hauptform der vorkommenden Gewalt. Weibliche Beschäftigte sehen sich häufig nicht dazu in der Lage „Avancen“ von männlichen Mitarbeitern abzulehnen, da dies zum Verlust des Arbeitsplatzes oder zur Verweigerung einer Beförderung führen könnte.
  • Im artisanalen und Kleinbergbau (ASM) ist SGBV noch präsenter. Der Austausch von sexuellen Gefälligkeiten, beispielsweise um Hilfe von Männern bei dem Zerkleinern harter Gesteinsbrocken zu bekommen oder um überhaupt Zugang zum Bergbaugelände zu bekommen, fallen darunter.
  • Frauen als Mitglieder in angrenzenden Gemeinden erleben hauptsächlich häusliche Gewalt als Ausdruck von ungleichen Machtverhältnissen und strukturellen Änderungen, die der Bergbau in die Region bringt. Erhöhte Geldflüsse, Arbeitsmigration oder der Verlust der Lebensgrundlage durch Zwangsumsiedlungen können das Risiko häuslicher Gewalt gegenüber Frauen erhöhen.
  • Während Frauen als Aktivistinnen den gleichen Risiken wie Männer ausgesetzt sind, sehen sie sich mit zusätzlichen Bedrohungen wie Beschimpfungen, Belästigung und Vergewaltigung konfrontiert, die von Geschlechterstereotypen geprägt sind.

Obwohl Gesetze auf internationaler und nationaler Ebene verabschiedet wurden, greifen diese oft zu kurz. Auch kennen viele Betroffene nach wie vor nicht ihre Rechte, oder nicht ausreichend. Beispielsweise sollen Bestimmungen zum Schutz von Kindern in Uganda dazu geführt haben, dass Frauen sexuelle Gefälligkeiten oder Bestechungsgelder zahlen mussten, um ihre Kinder bei sich zu haben. Andernfalls mussten ältere Kinder, oft Mädchen, die Betreuung der jüngeren Geschwister übernehmen und dafür ihren Schulbesuch abbrechen. Ein in der Demokratischen Republik Kongo verabschiedetes Gesetz schloss flächendeckend alle schwangeren Frauen aus dem Bergbaugebiet zu Ihrem eigenen gesundheitlichen Schutz aus. Allerdings wurde dabei nicht berücksichtigt, welcher Art der Tätigkeit sie nachgingen. Zudem gab es Meldungen von Beamten, die das Gesetz entweder versehentlich oder absichtlich falsch auslegten und auch stillende Frauen daran hinderten, an ASM-Aktivitäten teilzunehmen.

Was kann zukünftig getan werden?

Frauen sind weder reine Opfer des Bergbausektors, noch sind sie in ihren Erfahrungen eine homogene Gruppe. Viele Frauen entscheiden sich dafür, im Bergbausektor oder in Rollen rund um den Bergbausektor zu arbeiten. Diese Arbeit sollte ihnen sicher und gewaltfrei möglich sein. Die Studie umfasst 26 Handlungsempfehlungen für Regierungen, den Privatsektor, die Zivilgesellschaft und internationale Geber, um SGBV im Bergbausektor gezielt zu adressieren. Schließlich ist es von entscheidender Bedeutung, anzuerkennen, dass es zwar Risiken von SGBV im Bergbausektor gibt, dass diese Risiken jedoch nicht als Grund dafür ausgelegt werden sollten, Frauen daran zu hindern, Zugang zu wirtschaftlichen Möglichkeiten im Bergbau zu erhalten.

Am 8. September fand ein von der WRM organisiertes Webinar zum Thema SGBV in the Mining Sector statt. Die Aufzeichnung kann hier (Externer Link) abgerufen werden.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Lisa Stellner. (Externer Link)