Nachhaltige Lieferketten Auf der Suche nach einer intelligenten (smarten) Regulierung für nachhaltige Lieferketten auch im Rohstoffsektor
Immer mehr Menschen fragen sich, wo und unter welchen Bedingungen die Produkte, die sie konsumieren, hergestellt werden. Die Rohstoffe für unsere alltäglichen Konsumgüter wie Kaffee oder Textilien, aber auch für Handys, Computer und Automobile werden noch immer unter zum Teil unmenschlichen Bedingungen abgebaut und verarbeitet. Nachhaltige globale Lieferketten bilden einen wichtigen Baustein, um die Lebensbedingungen von Millionen von Menschen in Produktionsländern zu verbessern. Politik und Wirtschaft stehen dabei verschiedene, teils verbindliche, teils freiwillige Ansätze zur Umsetzung unternehmerischer Sorgfaltspflichten zur Verfügung. Um Wirkung zu entfalten, müssen diese Ansätze sinnvoll und effizient miteinander verknüpft sein. Notwendig ist eine intelligente Mischung, ein „smart mix“, aus gesetzlichen Bestimmungen, freiwilligen Standards, Multiakteurspartnerschaften und entwicklungspolitischen Begleitmaßnahmen.
Zu dieser Thematik veranstaltete das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) das 5. Zukunftsforum, Globalisierung gerecht gestalten, mit dem Titel „Für nachhaltige Lieferketten: Getrennte Verantwortlichkeiten – gemeinsame Verantwortung“ vom 20.-21.02.2019. Den Auftakt bildete eine abendliche Diskussionsrunde mit den beiden Bundesministern für Entwicklung, Dr. Gerd Müller, und für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, sowie geladenen Gästen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Am nächsten Tag wurden im Rahmen einer Fachkonferenz mit drei parallelen Workshops verschiedene Aspekten nachhaltiger Lieferketten und unternehmerischer Sorgfalt intensiv analysiert und erörtert.
Einer der Workshops fokussierte auf die Branchen Kakao und Konfliktminerale. Ca. 90 Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutierten zusammen die Frage, was eine intelligente Mischung aus Ansätzen zur Förderung von umwelt-, sozial- und menschenrechtlichen Standards in globalen Lieferketten ist. Die beiden Branchen eignen sich gut zum Vergleich: Während die Konfliktmineralien Zinn, Tantal, Wolfram und Gold Gegenstand verbindlicher gesetzlicher Regulierungen sind, ist der Kakaosektor stärker durch freiwillige Initiativen und Programme gekennzeichnet. Expert*innen von OECD und BGR, der NROs Südwind und Fern, sowie von BMW und Mars Wrigley Confectory gaben Input für die angeregte Diskussion auf hohem fachlichen Niveau.
Die Teilnehmenden waren sich weitgehend einig, dass es nur schwer möglich ist, branchenübergreifende Blaupausen für einen Smart Mix im Regulierungsbereich zu finden. Zu unterschiedlich sind die Herausforderungen, Elemente und Spezifika der jeweiligen Lieferkette. Allerdings sprachen sich viele Vertreter*innen der Kakaobranche für eine ähnliche Sorgfaltspflichtenregelung in ihrem Sektor aus, wie es in der EU Verordnung zu Konfliktmineralien für den Rohstoffsektor erfolgt. Als besonderes Problem bei der Umsetzung von Sorgfaltspflichten im Rohstoffsektor wurden die geringen Einflussmöglichkeiten auf den Schlüsselakteur China identifiziert. Darüber hinaus forderten viele Teilnehmenden verbesserte Auditierungen und Methoden für die Wirkungsmessung von Zertifizierungssystemen. Schließlich wurde die Notwendigkeit unterstrichen, gesetzliche Regelungen auch im Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit zu flankieren. Die zuständigen Bergbau- und Finanzbehörden in den Produzentenländern müssten gute Rohstoffgovernance vor Ort fördern und sicherstellen.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Christina Ankenbrand (Externer Link).