Sektorprogramm
Rohstoffe und Entwicklung

Verantwortungsvoller Rohstoffbezug Neues Trainingsmaterial für den Bergbausektor verfügbar

Trotz einer wachsenden Anzahl an Richtlinien und Vorschriften stellt die Gewährleistung eines verantwortungsvollen Beschaffungswesens nach wie vor eine Herausforderung für Unternehmen dar. Denn Richtlinien und Vorschriften allein reichen nicht aus. Vielmehr müssen die Unternehmen die Vorgaben nachvollziehen können und in ihren Geschäftsprozessen systematisch verankern. Aus diesem Grund sind Investitionen in Kapazitätsaufbau unverzichtbar. CSR Europe (Externer Link), ein europäisches Unternehmensnetzwerk, das die Initiative Drive Sustainability (Externer Link) koordiniert, hat in den letzten Jahren Schulungen für Zulieferer der Automobilindustrie entwickelt und durchgeführt, und zwar hauptsächlich für die Direktlieferanten von Automobilherstellern. Jetzt will CSR Europe in der Lieferkette auch die Stufen der Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen erreichen und kooperiert deshalb mit dem Sektorprogramm „Rohstoffe und Entwicklung“ (X4D). Das Ziel der beiden Projektpartner: die Entwicklung einer neuen Schulungsvorlage zur Vermittlung der Grundsätze eines verantwortungsvollen Beschaffungswesens in industriellen Minen, Hütten, Raffinerien und den entsprechenden Lieferketten.

Die Zahl der Richtlinien und Vorschriften für die verantwortungsvolle Beschaffung von Rohstoffen nimmt zu. 2016 hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) den OECD-Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten (Externer Link) herausgegeben. Zum 1. Januar 2021 tritt die EU-Verordnung zu Konfliktmineralen (Externer Link) in Kraft, mit der schweren Menschenrechtsverletzungen wie Kinder- und Sklavenarbeit sowie der Finanzierung von Konflikten durch Gewinnung und Handel mit den Rohstoffen Gold, Zinn, Wolfram und Tantal (3TG) entgegengewirkt werden soll. Auf nationaler Ebene wurden in den Niederlanden (Gesetz über die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Verhinderung von Kinderarbeit), in Frankreich (Die Sorgfaltspflicht von Unternehmen und Hauptauftragnehmern) und in Großbritannien (Modern Slavery Act) einschlägige Gesetze zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette verabschiedet. In Deutschland bildet der Nationale Aktionsplan für Menschenrechte (NAP) einen freiwilligen Rahmen für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht durch Unternehmen.

Doch sind diese Vorschriften ausreichend, um die Herausforderungen in rohstofffördernden Ländern zu bewältigen? Laut dem neuesten Corporate Human Rights Benchmarks (CHRB) Report 2019 (Externer Link) schneidet die Mehrheit der Unternehmen bei der Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte nach wie vor schlecht ab. Die Erfahrungen der führenden Initiative der Automobilindustrie Drive Sustainability (Externer Link) (DS) bestätigen, dass Vorschriften, Risikobewertungen und Audits keine praktischen Lösungen für die täglichen Herausforderungen bieten und durch Fortbildungsmaßnahmen ergänzt werden sollten. Zur Deckung dieses Bedarfs hat das DS-Konsortium in Zusammenarbeit mit Zulieferern und Stakeholdern ein Supplier Training Model entwickelt. Die Schulung soll Zuliefererbetrieben aufzeigen, wie sie Nachhaltigkeitsaspekte in der Lieferkette berücksichtigen können. So wird zudem die Umsetzung unternehmerischer Sorgfaltspflichten unterstützt. Zielgruppe sind vor allem Mitarbeitende die zuständig für die Beschaffung, Personalfragen und der Sicherheit am Arbeitsplatz sind. Das wichtigste Merkmal dieses Schulungsmodells besteht darin, dass das für den Standort relevante Grundwissen zum Thema Nachhaltigkeit interaktiv in praxisorientierten Workshops vermittelt und durch bewährte Erfahrungen ergänzt wird. Auf der Grundlage dieses Modells hat CSR Europe zusammen mit dem Sektorprogramm Rohstoffe und Entwicklung ähnliche Wissenslücken in der Rohstoffindustrie geschlossen. Das Ergebnis? Eine Schulungsvorlage, die industrielle Minen, Hütten und Raffinerien zur Schulung von Mitarbeitenden und Lieferant*innen verwenden können. Das Material wurde in enger Zusammenarbeit mit der International Platinum Association sowie großen Platinbergwerken in Südafrika entwickelt und getestet. Unternehmen, die auf ein verantwortungsvolles Beschaffungswesen in ihren Lieferketten Wert legen, können die auf Anfrage erhältliche (Externer Link) Vorlage als Grundlage für ihre eigenen Lieferantenschulungen verwenden.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Janne Kaiser-Tedesco (Externer Link).