Sektorprogramm
Rohstoffe und Entwicklung
Aktuelle Meldung Patricia Rabanye

Globale Sichtbarkeit - lokale Wirkung: Patricia Rabanye stärkt südafrikanische Bergbaugemeinden durch zivilgesellschaftliches Engagement

2024 lud das Sektorvorhaben „Rohstoffe und Entwicklung“ Patricia Rabanye von der südafrikanischen Organisation MACUA/WAMUA ein, um beim OECD-Forum in Paris auf einem Panel über verantwortungsvolle Rohstofflieferketten zu sprechen. Ein Jahr später treffen wir sie erneut. Im Gespräch erzählt sie, was ihre Teilnahme aus ihrer Sicht verändert hat und welche Herausforderungen Bergbaugemeinden und insbesondere Frauen in Südafrika erleben.

„Nichts über uns ohne uns“ ist das Motto von MACUA (Mining Affected Communities United in Action) und WAMUA (Women Affected by Mining United in Action) (Externer Link). Gemeinsam setzen sich die Organisationen für die Rechte und Interessen von Bergbaugemeinden in Südafrika ein. Viele dieser Gemeinden sind von den sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Folgen des Bergbaus direkt betroffen, werden aber von politischen Entscheidungen ausgeschlossen. MACUA/WAMUA fordern deshalb mehr Gerechtigkeit, Teilhabe und eine Entwicklung, die nicht von kolonialen Strukturen geprägt ist. Ein besonderer Fokus liegt auf den Perspektiven von Frauen.

Foto von Patricia Rabanye

Foto von Patricia Rabanye

Foto von Patricia Rabanye

Patricia Rabanye lebt in Gauteng, einer vom Bergbau betroffenen südafrikanischen Provinz. Ihr Leben widmet sie dem Einsatz für soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung. Beim OECD-Forum 2024 vertrat sie MACUA/WAMUA und nahm an den Panels „Make Rightsholder’s Voices Heard: Enhancing effective Grievance Mechanisms in Mineral Supply Chains“, organisiert durch die GIZ, und „Safeguarding Women’s Rights in Mineral Supply Chains: Insights from South Africa“, organisiert von MACUA/WAMUA und Action Aid teil. Im April 2025 berichtet sie, was sich seitdem verändert hat und was sie für die Zukunft hofft.

Ihr Ziel: Ungerechtigkeit und geschlechtsspezifische Gewalt im Rohstoffsektor abbauen


Direkt zu Beginn des Gesprächs macht Patricia Rabanye deutlich, dass ihre Arbeit auf dem zentralen Grundsatz von MACUA/WAMUA beruht: „Als einfaches Gemeindemitglied habe ich ein Recht darauf zu wissen, was in der Bergbauindustrie vor meiner Haustür passiert.“ Aus ihrer Sicht ist dieses Bewusstsein entscheidend, denn vom Bergbau betroffene Gemeinden sind mehreren Ebenen von Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt.


Patricia Rabanye stellt klar, dass Gemeinden strukturell durch industrielle Bergbauaktivitäten benachteiligt sind, da sie kaum von den Erträgen profitieren, jedoch die sozialen und ökologischen Kosten tragen: „Wir haben all diese großen Unternehmen, aber sie erkennen nicht, wie wichtig es ist, normale Menschen in die Entscheidungsfindung einzubeziehen (…). Für die Unternehmen zählt nur der Profit – und der kommt immer vor den Menschen.“ Zudem haben Einwohner*innen nur erschwert Zugang zu Arbeitsplätzen im Bergbau. Wer eingestellt wird, arbeitet oft unter prekären Bedingungen. Für Frauen ist die Lage besonders gravierend, führt Rabanye weiter aus. Denn geschlechtsspezifische Gewalt ist weit verbreitet: „Sexuelles Fehlverhalten ist eines der Dinge, mit denen die Frauen täglich konfrontiert sind. Auch Beförderungen sind daran geknüpft. Es zählt nicht, ob du als Frau kompetent bist.“ Die Frauen im Bergbausektor, mit denen Patricia Rabanye spricht, begrüßen daher ihr Engagement. Viele sehen in Rabanyes Arbeit eine Chance, dass ihre Erfahrungen endlich Gehör finden.

Frauen als treibende Kraft des zivilgesellschaftlichen Engagements


Trotz bestehender Herausforderungen unterstreicht Patricia Rabanye die zentrale Bedeutung von Frauen für Gerechtigkeit und Einbindung von Bergbaugemeinden in die Rohstoff-Governance. Ihre Organisation stärkt Frauen, indem sie deren Teilhabe und Führungskompetenz fördert – durch Bildung und Informationsarbeit im Sektor: „In unseren kommunalen Ämtern hoffen wir auf Frauen, die die Initiativen der Gemeinde verstehen und unterstützen. Wir möchten sicherstellen, dass Frauen auch in Bergbauunternehmen eine Plattform erhalten.“ Patricia Rabanye warnt jedoch vor rein symbolischer Beteiligung: „Es reicht nicht, dass Frauen in Meetings ein paar Worte sagen dürfen (..). Wir brauchen echte Beteiligung“ betont sie und fügt hinzu, Frauen müssen „als Mitgestalterinnen von Institutionen“ betrachtet werden.

Nach dem OECD-Forum: Die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Beteiligung

Vorher: Senkloch in Patricia Rabanyes Township Khutsong

Vorher: Senkloch in Patricia Rabanyes Township Khutsong

Wie wichtig weibliche Vorbilder und die Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen ist, zeigt Patricia Rabanyes Teilnahme am OECD-Forum. Sie berichtet, dass ihre Beiträge unerwartet positive Reaktionen ausgelöst haben. In den Paneldiskussionen sprach sie unter anderem über drei Senklöcher in ihrer Gemeinde, die durch Bergbauaktivitäten verursacht wurden und eine Gefahr für die Anwohner*innen darstellten. Die Videos ihres Auftritts beim Forum wurden in den sozialen Medien geteilt und erreichten auch lokale Behörden. Inzwischen wurden einige Senklöcher in der Gemeinde saniert. Patricia Rabanye ist sich sicher, dass die hohe Aufmerksamkeit ihrer Teilnahme am OECD-Forum einen Einfluss auf den schnellen Sanierungsprozess hatte:


„Zum jetzigen Zeitpunkt sind etwa drei Senklöcher saniert worden. Das erste war jenes, von dem ich gesprochen habe und das ich beim OECD-Forum gezeigt hatte. (..) Ich bin dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, nach Paris zu reisen und meine Geschichte und die meiner Gemeinde zu erzählen, denn sonst hätten wir tatenlos zugesehen, wie diese Senklöcher immer weiter aufklaffen. Was auch immer in Paris passiert ist, hat meiner Gemeinde Hoffnung gegeben (..).“

Der Blick nach vorn: Impulse und Empfehlungen

Nachher: Sanierte Straße in Khutsong

Nachher: Sanierte Straße in Khutsong

Für die Zukunft wünscht sich Patricia Rabanye, dass die Regierung eine aktivere Rolle bei der Überwachung von Bergbauaktivitäten einnimmt und Unternehmen zur Rechenschaft zieht, wenn sie die Rechte von Gemeinden oder Einzelpersonen verletzen. Sie betont, dass nicht nur der Staat, sondern auch die betroffenen Gemeinden als gleichberechtigte Hüter*innen der natürlichen Ressourcen des Landes anerkannt werden müssen:


„Mein Wunsch und mein Rat an unsere Regierung ist, dass sie und die Bergbauunternehmen endlich erkennen, dass sie keine Entscheidungen für uns treffen können, ohne uns einzubeziehen. Sie können nicht für uns als Gemeinden entscheiden, was wir brauchen, wenn sie nicht in dieser Region und in dieser Gemeinde leben. Ich hoffe, dass sie uns in Zukunft die Möglichkeit geben, mit am Tisch zu sitzen (..).“


Patricia Rabanyes Erfahrungen zeigen: Zivilgesellschaftliche Stimmen auf internationaler Ebene, schaffen Aufmerksamkeit für die Probleme der lokalen Bevölkerung und können zu lokalen Lösungen beitragen. Aus diesem Grund unterstützt das Sektorvorhaben „Rohstoffe und Entwicklung“ aktiv die Teilnahme zivilgesellschaftlicher Vertreter*innen an relevanten Konferenzen.


Lesen Sie hier (Externer Link) das vollständige Interview.


Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Linda Weber (Externer Link).