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Bewertung der Wirtschaftlichkeit von Mineralvorkommen
Die nachhaltige Entwicklung des Rohstoffsektors eines Landes setzt Kenntnisse über die lokalen Rohstoffvorkommen voraus. Diese werden von Bergbaubehörden in Form von rohstoffgeologischen und bergwirtschaftlichen Informationen erhoben und zum Beispiel in Rohstoffpotentialkarten, Lagerstätteninventaren und Investitionshandbüchern vorgehalten. Mit der Bereitstellung dieser Informationen können Länder das finanzielle Risiko der Rohstoffentwicklung von Unternehmen senken und damit Investitionen in die Exploration und den Bergbau fördern.
Dennoch: Nicht jedes bekannte Rohstoffvorkommen ist wirtschaftlich abbaubar. Der reine Metallwert im Boden sagt nichts über die tatsächliche Wirtschaftlichkeit aus – dazu müssen als Teil einer groben Bewertung weitere Rahmenbedingungen (wie z.B. Umwelt- und Sozialverträglichkeit oder vorhandene Infrastruktur) betrachtet werden. Deswegen fertigen Bergbauunternehmen nach einer erfolgreichen Exploration eine Wirtschaftlichkeitsberechnung an. Diese dient als wirtschaftliche Entscheidungsgrundlage, ob eine Lagerstätte abgebaut wird oder nicht.
Anschließend müssen die nationalen Aufsichtsbehörden, denen die Entwicklung und Steuerung des Bergbausektors obliegt, vor Erteilung einer Abbaulizenz die Wirtschaftlichkeitsberechnung im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens prüfen. Hierzu sind Kenntnisse über die Interpretation geologischer Informationen wichtig. Oft fehlt es auf staatlicher Seite jedoch an den notwendigen Fachkenntnissen, um die wirtschaftlichen Voraussetzungen und das damit verbundene Potenzial sowie die Folgen einzelner Bergbauprojekte abschätzen zu können. Daher werden geplante Bergbauprojekte oft gar nicht oder nur ungenügend, auf Basis unzureichender Datengrundlagen, realisiert. In vielen Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist dieser Umstand umso gravierender, als dass der Bergbausektor ein potenzieller Motor zur nachhaltigen Entwicklung der dortigen Wirtschaft ist.
Engagement des Sektorprogramms
Hier setzt das vom Sektorprogramm „Rohstoffe und Entwicklung“ gemeinsam mit Experten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) entwickelte Toolkit an. Es stellt zuständigen Bergbaubehörden ein Verfahren für die erste wirtschaftliche Bewertung potenzieller Projekte zur Förderung mineralischer Rohstoffe zur Verfügung. Dabei kann das Toolkit sowohl in einem frühen Entwicklungsstadium als auch in der Phase der Machbarkeitsprüfung zum Einsatz kommen.
Zu Beginn der Projektentwicklung kann das Toolkit eingesetzt werden, um bei Potentialanalysen den nachgewiesenen aber auch vermuteten Rohstoffvorkommen einen monetären Wert zuzuweisen und diese untereinander vergleichbar zu machen. Neben der wirtschaftlichen Bewertung müssen natürlich noch weitere Faktoren wie die Umwelt- und Sozialverträglichkeit, die Infrastruktur, das geologische Potenzial in der Region und weitere Faktoren für eine abschließende Einschätzung ermittelt werden. Werden die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Förderung nicht erfüllt, ist ein Abbau nicht machbar. Im Stadium der Machbarkeitsstudie eines Rohstoffprojektes kann das Toolkit wiederum dazu genutzt werden, die Plausibilität der von Unternehmen durchgeführten Wirtschaftlichkeitsanalyse zu prüfen. Das heißt, zu überprüfen, ob die Angaben zu Kosten und Gewinn in der Wirtschaftlichkeitsanalyse in derselben Größenordnung liegen, wie die Ergebnisse des Toolkit. Sollte dies nicht der Fall sein, gilt es den Grund dafür prüfen.
2016 wurde das Toolkit in der Hauptverwaltung für Geologie von Tadschikistan (HVG) erstmals erfolgreich pilotiert. Nach zwei intensiven Schulungen mit der Arbeitsgruppe für Wirtschaftsgeologie der HVG, wenden die Projektpartner das Toolkit nun eigenständig für die wirtschaftliche Neubewertung von bekannten Rohstoffvorkommen an.
Nach weiteren erfolgreichen Pilotierungen in Partnerländern des BMZ, wurde das Toolkit mittlerweile digitalisiert und auf der Website des Sektorprogramms veröffentlicht (s. unten). Damit steht es nun allen interessierten Akteuren, vor allem geologischen Fachkräften staatlicher Behörden, Unternehmen, Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen, orts- und zeitunabhängig zur Verfügung.