Sektorprogramm
Rohstoffe und Entwicklung
Ingenieure steuern Maschinerie

Digitalisierung im Rohstoffsektor

Digitalisierung schreitet auch im Rohstoffsektor weiter voran. Während digitale Innovationen im Bergbausektor einerseits Hoffnungsträger für verbesserte Governance sind, stellen sie zugleich eine potenzielle Bedrohung für lokale Arbeitsplätze dar.

Digitale Innovationen im Bergbausektor sind dadurch einerseits Hoffnungsträger für verbesserte Governance, sind sie zugleich stellen sie eine potenzielle Bedrohung für lokale Arbeitsplätze dar. Bergbauunternehmen arbeiten vermehrt unter Einsatz digital gesteuerter Maschinen, was zu einer rückläufigen Nachfrage nach lokalen Arbeitskräften führt.

Welche Technologien werden im Rohstoffsektor eingesetzt?

Das Weltwirtschaftsforum befragte 2020 Bergbauunternehmen, welche Technologien sie bis 2025 voraussichtlich einsetzen werden. Zu den Prioritäten der Unternehmen zählen Automatisierung, vernetzte Geräte und Big Data. Darüber hinaus wurden der Ausbau erneuerbarer Energien, Drohnen, Internet of Things (IoT) aber auch künstliche Intelligenz (KI) und Cloud-basierte Managementsysteme genannt.

Entscheidendes Element einer Vielzahl digitaler Technologien ist die Anbindung an schnelles und zuverlässiges Internet. Daten müssen in Echtzeit an die verschiedenen Betriebssteuerungen übertragen werden. Die große Menge an Informationen, die laufend generiert wird, erfordert Hochgeschwindigkeitsverbindungen. Daher besteht die Gefahr, dass Ausfälle im System (oder Internetausfälle) den gesamten Betrieb lahmlegen könnten. Zudem stellen auch Cyberangriffe für den Rohstoffsektor eine Gefahr dar.

Weitere Herausforderungen der Digitalisierung im Rohstoffsektor:

  • Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt: Durch die Automatisierung von Minen und Rohstoffbetrieben besteht das Risiko, dass viele Arbeitsplätze nicht mehr benötigt werden. Die Automatisierung wird sich am stärksten auf niedrig- und mittelqualifizierte Arbeitsplätze auswirken – damit fallen vor allem lokale Arbeitsplätze weg.
  • Veränderung von Beziehungen zwischen Unternehmen, Gemeinden und Regierungen: Bisher wurde Bergbau mit Beschäftigung, lokaler Beschaffung und damit einhergehenden Beiträgen zum Bruttoinlandsprodukt verbunden. Die durch Digitalisierung veränderten Rahmenbedingungen stellen für die Regierungen rohstoffreicher Länder neue Herausforderungen dar. Unternehmen und Regierungen müssen ihre Verträge neu ausgestalten. Wenn betroffene Gemeinden und rohstoffreiche Länder Verluste von Arbeitsplätzen und damit auch von Steuereinnahmen (direkt und indirekt) fürchten, steht die social license to operate für Bergbauunternehmen auf der Kippe. Die lokale Wirtschaft wird nicht mehr durch die Beschäftigten angekurbelt und die Steuereinnahmen erreichen oft nicht die betroffenen Gemeinden.
  • Veränderte Nachfrage nach lokalen Dienstleistungen und Produkten: Entlang der gesamten Lieferkette verändert die Digitalisierung die Arbeitswelt. Mit der Automatisierung eines Standorts verändert sich auch die Nachfrage nach Dienstleistungen an (lokale) Zulieferer. Sind weniger Personen in den Minen beschäftigt, sinkt auch die Nachfrage nach Verbrauchsgütern wie Lagerausstattung, Lebensmitteln und Arbeitskleidung. Digitale Produkte wie Software, Hardware, Sensoren aber auch Investitionsgüter wie autonome Fahrzeuge sind derzeit für viele lokale Anbieter schwer bereitzustellen oder instand zu halten.

Potenziale der Digitalisierung im Rohstoffsektor:

  • Höhere Arbeits- und Gesundheitssicherheit: Durch die Nutzung integrierter Plattformen und der verstärkten Datenanalyse können Systemfehler im Minenbetrieb schnell erkannt und behoben werden, bevor Personal zu Schaden kommt. Die vermehrt verwendete Fernsteuerung von Minen trägt zusätzlich dazu bei, dass weniger Unfälle passieren, da sich immer weniger Personal in gefährlichen Bereichen aufhält.
  • Gesteigerte Wirtschaftlichkeit und höhere Effizienz: Vorabinvestitionen und Kosten für die Erschließung neuer Anlagen steigen, aufgrund zunehmender Schwierigkeiten Zugang zu potenziell neuen Lagerstätten zu erhalten, da diese sich bspw. tiefer im Untergrund oder an bisher nicht erschlossenen Orten befinden. Je weiter fortgeschritten die Bergbautätigkeit, desto mehr sehen sich die Unternehmen zudem mit sinkenden Erzgehalten und zunehmenden Transportentfernungen konfrontiert. Neue Technologien sind erforderlich, um die Effizienz des Betriebs aufrechtzuerhalten. Dies gilt auch im Bereich des Materialverbrauchs. Digitalisierung kann zudem zu niedrigeren Betriebskosten beitragen.
  • Verringerung von Umweltauswirkungen: Die höhere Effizienz im Rohstoffbetrieb kann zur Verringerung von Umweltauswirkungen genutzt werden, beispielsweise durch einen geringeren Wasser- und Energieverbrauch. Auch können CO2-Emissionen gesenkt und die Einbringung toxischer Rückstände in die Umwelt reduziert werden.
  • Verbesserte Steuersysteme: Rohstoffreiche Länder können durch digitale Lösungen profitieren, indem sie ihr Revenue-Management (Steuersysteme, Fiskalsysteme etc.) effizienter und einfacher gestalten.
  • Mehr Transparenz entlang der Lieferkette: Die Nachverfolgbarkeit und Transparenz innerhalb von Rohstofflieferketten kann mit Hilfe von digitalen Lösungen (bspw. Blockchain) verbessert und weniger fehlerhaft bzw. manipulierbar gemacht werden.
  • Verbesserte Datengrundlage durch z. B. Satellitenbilder: Hochauflösende Satellitenbilder tragen dazu bei, Informationslücken zu schließen, und bieten eine genaue und skalierbare Alternative und Ergänzung zu etablierten, aber kostspieligen Methoden zur Datenerhebung vor Ort. Zum Beispiel können mit Satellitenbildern Umweltauswirkungen und Entwaldungsraten von Bergbau in entlegenen Gebieten überwacht und ausgewertet werden.

Engagement des Sektorprogramms

Titelbild

New Tech, New Deal: Mining policy options in the face of new technology

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 09/2021 | Dateigröße 1 MB

Das Sektorprogramm „Rohstoffe und Entwicklung“ unterstützte im Auftrag des BMZ das New Tech, New Deal (NTND) (Externer Link) Projekt des Intergovernmental Forum on Mining, Minerals and Metals for Sustainable Development (IGF). NTND hat zum Ziel, die Auswirkungen neuer Technologien auf das Beschäftigungspotenzial des Bergbausektors zu untersuchen und dem Wandel angepasste Handlungsoptionen für Regierungen und Unternehmen zu entwickeln. Neben dem Abschlussbericht werden vier Länderstudien (Burkina Faso, DRC, Südafrika und Mongolei) sowie ein Bericht über die Auswirkungen von Technologien (Technology Impacts Review (Externer Link)) im Bergbausektor veröffentlicht.

Darüber hinaus hat das Sektorprogramm eine Studie mit dem Titel Praxis und Potenzial von Blockchain-Technologien für die Governance im Rohstoffsektor durchführen lassen, um den Nutzen von Blockchain-Lösungen zur Nachverfolgung von Rohstofflieferketten genauer zu betrachten. Eine weitere veröffentlichte Studie „Drones, Data and Digital Storytelling“ gibt einen Überblick über digitale Tools und Entwicklungen und ihre Anwendung im Rohstoffsektor.

ASM-Arbeiterin in Sierra Leone

Geschlechtergerechtigkeit Interner Link

Der Bergbau gehört zu den am wenigsten geschlechtergerechten Arbeitsbereichen der Welt. Frauen profitieren deutlich seltener von seinen positiven Auswirkungen und leiden stärker unter den negativen Folgen. Das Sektorprogramm setzt sich dafür ein, dass sich dies ändert.

Bergbau in Peru

Umwelt und Bergbau Interner Link

Entwaldung, Verschmutzung von Wasser, Luft und Böden oder der Verlust von Biodiversität sind potenzielle Folgen der Rohstoffgewinnung. Das Sektorprogramm setzt sich dafür ein, Umweltrisiken im Bergbau zu minimieren.

Kohletagebau Garzweiler

Klimasensibler Bergbau Interner Link

Das Sektorprogramm engagiert sich im Rahmen von internationalen Foren und Initiativen dafür, dass die positiven Entwicklungspotenziale der im Zuge von Verkehrs- und Energiewende weltweit wachsenden Nachfrage nach Rohstoffen genutzt und negative Auswirkungen der Rohstofförderung auf die Klimabilanzen minmiert werden.

Abbau mit schweren Maschinen

Local Procurement Reporting Mechanism (LPRM) Interner Link

Nachhaltiges Wirtschaftswachstum erfordert die Diversifizierung der lokalen Wirtschaft, den Aufbau von Produktionsketten sowie eine gezielte Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen. Um lokale Beschaffung langfristig zu stärken, wurde der Mining Local Procurement Reporting Mechanism (LPRM) entwickelt.

Kupfer-Zink-Mine Antamina in Peru

Local Investment Opportunities on Natural Resource Projects (LION) Interner Link

Das LION Tool modelliert Beschaffungsausgaben von Rohstoffunternehmen, um lokalen Entscheidungsträgern und Zulieferbetrieben Informationen über den großen Beschaffungsbedarf im Rohstoffsektor zu vermitteln.