Urheberrecht© GIZ/Michael Duff
Geschlechtergerechtigkeit im Rohstoffsektor stärken
Die Bergbaubranche wird traditionell mit schwerer, körperlicher Arbeit verbunden. Allerdings machen Frauen im artisanalen und Kleinbergbau (ASM) je nach Land und Unternehmen zwischen 30-50 % der Beschäftigten (Externer Link) aus. Im industriellen Großbergbau (LSM) sind ca. 10 % der Beschäftigten (Externer Link) weiblich. Ob direkt im Abbau tätig oder als Mitglieder umliegender Gemeinden, der Rohstoffabbau hat direkte und indirekte Auswirkungen auf Frauen und Mädchen wie auch marginalisierte Gruppen, u.a. LGBTIQ+-Personen oder Indigene Völker - direkt aufgrund schlechter Bedingungen in den Minen, indirekt, da sie diejenigen sind, die hauptsächlich von den sozio-ökologischen Auswirkungen des Bergbaus betroffen sind. Dabei bekommen sie die negativen Auswirkungen des Bergbaus überproportional stark zu spüren und profitieren gleichzeitig weniger von den positiven Auswirkungen:
- Fehlende Repräsentation und Partizipation: Frauen sind häufig von Mitbestimmungsprozessen ausgeschlossen oder stark unterrepräsentiert. Sie haben oftmals keine Mitspracherechte im Bergbau und in den Gemeindeforen bei Fragen der Bergbaupolitik. Zudem besitzen sie seltener Unternehmen, die entlang der Lieferkette profitieren könnten. Nur 13 % (Externer Link) der hochrangigen Führungspositionen in Bergbauunternehmen sind weiblich besetzt.
- Beschäftigungsverhältnisse und -bedingungen: Direkt in den Minen beschäftigte Frauen sind oft mit schlechten Bedingungen konfrontiert. Unzureichender Arbeitsschutz wie auf Männer ausgerichtete Schutzausrüstung (Personal Protective Equipment, PPE), fehlende sanitäre Anlagen und die Abwesenheit von Mutterschutz sind Anzeichen für geschlechtsbezogene Nachteile.
- Verlust von Land und Lebensgrundlagen: Häufig haben Frauen keine formalen Landtitel und erhalten keine Entschädigungen, wenn Land für den Bergbau enteignet wird. Dies trifft sie besonders hart, wenn sie für die Landwirtschaft und die Ernährung der Familie zuständig sind.
- Sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt: Frauen im Bergbausektor sind einem erhöhten Risiko von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt, insbesondere durch männliche Wanderarbeiter in Minengebieten, ausgesetzt. Dies beeinträchtigt ihre sexuellen und reproduktiven Rechte.
- Gesundheit und sozio-ökologische Auswirkungen: Die Kontaminierung von Böden, Luft und Wasser in Bergbaugebieten betrifft Frauen tendenziell stärker, da sie oftmals in der Landwirtschaft arbeiten. Im Falle von Schwangerschaften schädigen diese ökologischen Auswirkungen ungeborene Kinder.
- Ungleichheit bei positiven Effekten: Frauen profitieren weniger von den positiven Auswirkungen des Bergbaus. Ihr Zugang zu formalisierten und gut bezahlten Arbeitsplätzen ist eingeschränkt.
Gleichzeitig ist es zentral anzuerkennen, dass Frauen keine homogene Gruppe und Situationen kontextspezifisch sind. Gerade Indigene Völker sind oft von den negativen Auswirkungen des Bergbaus betroffen, da viele mineralische Ressourcen in Indigenen Gebieten liegen. Die Rechte, Betroffenheit und Beteiligung von Frauen und marginalisierten Gruppen müssen daher intersektional berücksichtigt werden. Auch entscheiden sich viele Frauen aktiv dafür, im Bergbau oder in Rollen rund um den Bergbausektor zu arbeiten. Verantwortungsvoll umgesetzt, bietet der Rohstoffsektor wirtschaftliches Potenzial. Davon sollten auch Frauen und marginalisierte Gruppen profitieren können. Die Arbeit in und um die Minen sollte ihnen gleichberechtigt, sicher und gewaltfrei möglich sein.
Internationaler Rahmen
Die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) verfolgen eine nachhaltige Entwicklung. Die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter (SDG 5 (Externer Link)) ist ein Ziel, dessen Umsetzung aktiv in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit betrieben und überwacht wird. Auch im Rohstoffsektor ist die Stärkung von Frauen und Mädchen einer der besten Wege, um positive wirtschaftliche und integrative Ergebnisse der sozialen Entwicklung zu erreichen.
Auf internationaler Ebene gibt es wichtige Rahmenwerke, um Geschlechterungerechtigkeit anzugehen. Dazu gehören u. a. das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau von 1979 (Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women, CEDAW) und die genderrelevanten Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organisation, ILO).
Feministische Entwicklungspolitik im Rohstoffsektor
Das BMZ engagiert sich mit dem Leitbild einer feministischen Entwicklungspolitik (Externer Link) und seinem Gender-Aktionsplan 2023-2027 (Externer Link) umfassend für die Gleichberechtigung aller Menschen – unabhängig von Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Hautfarbe, Behinderung oder von anderen Merkmalen. Entlang der Rechte, Ressourcen und Repräsentanz – die sogenannten 3R – zielt die Strategie darauf ab, Frauen und marginalisierte Gruppen zu stärken. Für den Rohstoffsektor bedeutet das konkret:
- Die Rechte von Frauen und marginalisierten Gruppen in Rohstofflieferketten zu stärken,
- ihren Zugang zu Ressourcen wie finanziellen Dienstleistungen und Einkommensmöglichkeiten zu fördern,
- und die gleiche Repräsentanz in Entscheidungs- und Konsultationsprozessen im Bergbau in Partnerländern zu unterstützen.
Auch das Sektorprogramm „Rohstoffe und Entwicklung“ setzt sich dafür ein die Geschlechtergerechtigkeit im Rohstoffsektor zu stärken. Das geschieht unter anderem durch die Erhöhung der Aufmerksamkeit für das Thema, der Aufbereitung von Best-Practices und der Entwicklung von Lösungsansätzen und Handlungsempfehlungen. Mit interaktiven Formaten, in Studien (Externer Link), Veranstaltungen (Externer Link) und Videos (Externer Link) setzt sich das Sektorvorhaben gegen die Diskriminierung von Frauen und marginalisierten Gruppen im Bergbausektor ein.
Zudem leitet das Sektorvorhaben im Auftrag des BMZ das Sekretariat der Multi-Akteurs-Partnerschaft Women‘s Rights & Mining (WRM). (Externer Link) Die WRM ist eine internationale Multiakteurs-Partnerschaft (MAP) aus Vertreter*innen von Regierungen, internationalen Nichtregierungsorganisationen sowie Forschenden. Ihr Ziel ist es, die wichtigsten Interessensgruppen im Bergbausektor zu einer stärkeren Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit zu bewegen und die Rechte der Frauen und Mädchen im Bergbau zu stärken.
Gender-disaggregierte Daten sind als Basis für evidenzbasiertes Handeln unverzichtbar. „Women and the Mine of the Future (Externer Link)“ ist ein gemeinsames Projekt des Intergovernmental Forum on Mining, Minerals, Metals and Sustainable Development (IGF), der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), des Environmental Governance Programme der Swedish Environmental Protection Agency und United Nations Development Programme (UNDP), International Women in Mining (IWiM) und der GIZ i.A. des BMZ. Der globale Bericht zielt darauf ab, die genderspezifischen Daten- und Wissenslücken zu schließen und Frauen und deren unterschiedlichen Berufe im Bergbau zu analysieren.