ASM-Arbeiterin in Sierra Leone
Urheberrecht© GIZ/Michael Duff
Geschlechtergerechtigkeit im Rohstoffsektor stärken
Ob direkt im Abbau beschäftigt oder als Mitglieder umliegender Gemeinden, der Rohstoffabbau hat direkte und indirekte Auswirkungen auf Frauen und Mädchen - direkt aufgrund schlechter Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen in den Minen, indirekt, da sie diejenigen sind, die hauptsächlich von den sozio-ökologischen Auswirkungen des Bergbaus betroffen sind.
Problematik: Frauen und Mädchen bekommen die negativen Auswirkungen des Bergbaus überproportional stark zu spüren und profitieren gleichzeitig weniger von den positiven Auswirkungen.
Negative Auswirkungen des Bergbaus:
- Durch Migration von Arbeitern in Bergbauregionen, in denen es oft nur schwache staatliche Strukturen gibt, sind Frauen von sexuellen Übergriffen bedroht. Dies erhöht ebenso das Risiko sexuell übertragbarer Krankheiten.
- Frauen betreiben in Bergbaugebieten überwiegend die Land- und Viehwirtschaft und sind deshalb durch die Kontaminierung von Boden und Wasser gesundheitlichen und ökonomischen Risiken ausgesetzt.
- Frauen haben in vielen Ländern kein Recht auf einen formalen Landtitel und erhalten deswegen keine Entschädigung, wenn Land für Bergbauaktivitäten enteignet wird. Mit dem Verlust ihrer landwirtschaftlichen Flächen verlieren sie jegliche Erwerbs- oder Subsistenzgrundlage.
Positive Auswirkungen, von denen Frauen & Mädchen jedoch weniger profitieren:
- Frauen profitieren weniger von gut bezahlter direkter und indirekter Beschäftigung im Bergbau. Frauen im Bergbau werden nicht nur schlechter bezahlt als Männer. Sie erhalten auch kaum eine Chance, sich zu qualifizieren oder an Fortbildungen teilzunehmen. Durch den oft vorherrschenden Aberglauben, Frauen in Minen würden Unglück bringen, werden sie in Kleinstminen überwiegend für die Weiterverarbeitung des Rohstoffs mit gesundheitsschädlichen Materialien eingesetzt – mit ernsthaften Gesundheitsschäden für sie und unter Umständen ihre ungeborenen Kinder.
- Frauen profitieren weniger von Entwicklungsinvestitionen, die aus Bergbausteuern finanziert werden. Studien zufolge investieren Männer eher in große Infrastrukturvorhaben, Frauen hingegen in Bildung und Gesundheit, was nachhaltigere Auswirkungen auf die Gemeinde hat.
- Sie besitzen seltener Unternehmen, die von der Nachfrage nach Zulieferern profitieren.
- Frauen sind häufig von Mitbestimmungsprozessen ausgeschlossen. Sie haben keine Mitspracherechte im Bergbau und in den Gemeindeforen bei Fragen der Bergbaupolitik.
Allerdings sind Frauen weder reine Opfer des Bergbausektors, noch sind sie in ihren Erfahrungen eine homogene Gruppe. Viele Frauen entscheiden sich aktiv dafür, im Bergbau oder in Rollen rund um den Bergbausektor zu arbeiten. Verantwortungsvoll umgesetzt, bietet der Rohstoffsektor für viele Entwicklungs- und Schwellenländer ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Davon sollten auch Frauen und Mädchen profitieren können. Die Arbeit in und um die Minen sollte ihnen gleichberechtigt, sicher und gewaltfrei möglich sein.
Engagement des Sektorprogramms
Gleichberechtigung ist ein effektives Mittel gegen diese Ungerechtigkeit. So hat die Bundesregierung im Juni 2021 den dritten entwicklungspolitischen Aktionsplan zur Umsetzung der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ (Externer Link) Gleichberechtigung der Geschlechter 2021-2024 verabschiedet, in dem auch die Genderproblematik im Bergbau ein wichtiges Thema ist. Der Aktionsplan ist Teil des deutschen Engagements zur Umsetzung der Agenda 2030 (Externer Link).
Auch das Sektorprogramm „Rohstoffe und Entwicklung“ setzt sich dafür ein, die Geschlechtergerechtigkeit im Rohstoffsektor zu stärken. Das geschieht unter anderem durch die Erhöhung der Aufmerksamkeit für das Thema, der Aufbereitung von Best-Practices und der Entwicklung von Lösungsansätzen und Handlungsempfehlungen. Mit interaktiven Formaten, in Studien, online Seminaren (Externer Link) und Videos (Externer Link) setzt sich das Sektorvorhaben gegen die Diskriminierung von Frauen im Bergbausektor ein.
Zudem unterstützt das Sektorvorhaben im Auftrag des BMZ aktiv die Multi-Akteurs-Partnerschaft Women‘s Rights & Mining (WRM). (Externer Link) Die WRM ist eine internationale Multiakteurs-Partnerschaft (MAP) aus Vertreterinnen und Vertretern von Regierungen, internationalen Nichtregierungsorganisationen sowie Forschenden. Ihr Ziel ist es, die wichtigsten Interessensgruppen im Bergbausektor zu einer stärkeren Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit zu bewegen und die Rechte der Frauen und Mädchen im Bergbau zu stärken.
Die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter (SDG 5 (Externer Link)) ist ein Qualitätsmerkmal der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Auch im Rohstoffsektor ist die Stärkung von Frauen und Mädchen einer der besten Wege, um positive wirtschaftliche und integrative Ergebnisse der sozialen Entwicklung zu erreichen.