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Artisanaler und Kleinbergbau
In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern werden mineralische Rohstoffe neben dem industriellen Bergbau auch im Kleinbergbau (engl. artisanal and small-scale mining – ASM) gefördert. Mit einfachen, arbeitsintensiven Mitteln und unter geringem Einsatz von Maschinen werden mineralische Rohstoffe aus Lagerstätten abgebaut, die teilweise für den industriellen Bergbau ungeeignet sind. Dabei birgt der Kleinbergbausektor große Entwicklungspotenziale. Laut Schätzungen der Weltbank sind weltweit mehr als 40 Millionen Menschen in mehr als 80 Ländern im Kleinbergbau beschäftigt. Unter Berücksichtigung von zu versorgenden Familienangehörigen sind damit schätzungsweise mehr als 100 Millionen Menschen vom Kleinbergbau abhängig. Damit trägt der Kleinbergbau als wichtige Einkommensquelle insbesondere in ländlichen Gebieten mit wenig Beschäftigungsmöglichkeiten maßgeblich zur Existenzsicherung und Armutsreduzierung der lokalen Bevölkerung bei.
Trotz des beachtlichen Entwicklungspotenzials ist Kleinbergbau mit teils erheblichen Risiken verbunden. Die Produktion von mineralischen Rohstoffen ist häufig ineffizient und geschieht teilweise unter Verwendung umweltschädlicher und giftiger Chemikalien. Kleinbergleute verfügen selten über einen Arbeitsvertrag oder Schürflizenzen, sind also nicht formalisiert. Sie arbeiten oft selbstorganisiert oder unter der Kontrolle lokaler Patrone, teilweise illegal. Rohstoffe werden im Kleinbergbau teilweise unter unter Missachtung von Arbeits-, Kinder- oder Frauenrechten abgebaut. Zusätzlich steht in einigen Regionen der Welt Kleinbergbau von manchen Rohstoffen mit der Finanzierung bewaffneter Konflikte, organisierter Kriminalität und Korruption in Verbindung. Zu den Ursachen für diese Probleme zählen schwache staatliche Institutionen, inadäquate gesetzliche Rahmenbedingungen oder die fehlende Umsetzung von Regulierungen sowie lokale Machtgefüge.
Die Formalisierung des Kleinbergbaus gilt als entscheidender Prozess dabei, die Entwicklungspotenziale des Kleinbergbaus besser zu nutzen und Risiken zu minimieren. Dabei geht es einerseits um die Schaffung einer legalen Grundlage für den Kleinbergbau (z.B. Lizenzvergabe), auf deren Basis dann weitere Prozesse der wirtschaftlichen Entwicklung der Betriebe aufbauen (z.B. Zugang zur Kreditvergabe). Parallel werden die Organisations-Strukturen von Kleinbergbau-Akteuren gestärkt (z.B. durch das Bilden von Bergbau-Kooperativen) und weitere Unterstützungsangebote zur Verbesserung der Betriebe bereitgestellt (z.B. Beratung zu effektiverem Abbaubetrieb, Einführung von Umwelt- und Sozialstandards).„ Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt Formalisierung als multidimensionalen Prozess für einen sozial- und umweltverträglichen Kleinbergbau.
Engagement des Sektorprogramms
Die Herausforderungen im Kleinbergbau lassen sich nur mit gemeinsamen Anstrengungen von Regierungen, Privatsektor und Zivilgesellschaft bewältigen. Das Sektorprogramm “Rohstoffe und Entwicklung„ setzt sich daher im Rahmen verschiedener internationaler und multilateraler Initiativen für einen verantwortungsvollen Kleinbergbau ein, bei dem Menschenrechte respektiert und Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist Mitglied in der Multi-Akteurs-Partnerschaft European Partnership for Responsible Minerals (EPRM) (Externer Link) und arbeitet mit Unterstützung des Sektorprogramms aktiv in der Initiative mit. Die EPRM flankiert die Umsetzung der EU-Verordnung zu Rohstoffen aus Konflikt- und Hochrisikogebieten (Externer Link) entwicklungspolitisch mit dem Ziel eines sozialverträglichen Rohstoffabbaus, der zu lokaler Entwicklung beiträgt. Durch Projektfinanzierungen unterstützt die EPRM den verantwortungsvollen Kleinbergbau in Konflikt- und Hochrisikogebieten mit dem Ziel, die Lebensbedingungen von Kleinbergleuten und betroffenen Gemeinden zu verbessern und Quellen der Konfliktfinanzierung auszutrocknen.
Das Intergovernmental Forum on Mining, Metals and Sustainable Development (IGF) (Externer Link) ist eine globale Diskussionsplattform mit dem Ziel, den Beitrag des Bergbausektors zu nachhaltiger Entwicklung und Armutsreduzierung weltweit zu erhöhen. Dabei arbeitet das IGF auch spezifisch zu verantwortungsvollem Kleinbergbau. Negative Auswirkungen sollen begrenzt und Vorteile wie Armutsbekämpfung, inklusives Wachstum, soziale Entwicklung und Umweltschutz optimiert werden. Dabei wird das IGF auch im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt, zum Beispiel bei der Erarbeitung des Leitfadens Managing Artisanal and Small-scale Mining (Externer Link) (ASM Guidance). Dabei handelt es sich um einen Leitfaden für Regierungen zum entwicklungsorientierten Umgang mit dem Kleinbergbau.
Ferner initiierte das Sektorprogramm im Auftrag des BMZ einen Austausch von Akteuren in Deutschland zum Thema verantwortungsvolle Goldlieferkette, wobei auch der Kleinbergbau von Gold eine zentrale Rolle spielt. Die Workshop-Serie “Verantwortungsvolles Gold in Deutschland„ dient dem Informationsaustausch zwischen Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und der Entwicklungszusammenarbeit.